Die Geschichten der Wachsstöcke
Aufklappbares Wachsstöckerl
Wachsstöcke und Lichtmeß gehören im ländlichen Brauchtum zusammen, wie Sepp Arnold vor seiner Ausstellung erklärt: Hauptsächlich zu dem Fest am zweiten Februartag schenkten die Verwandten einander die Kerzenkunstwerke. Um Allerseelen hat sich der fromme Kreis geschlossen, denn meist brannten die Wachsstöcke erst beim Rosenkranz für die armen Seelen.
Brennendes Wachsstöckerl
Mehrere Wachstöckerl
Laut Sepp Arnold habe der Brauch im 19. Jahrhundert begonnen und sei hauptsächlich von Niederbayern ausgegangen: "Viele Wachsstöcke waren Mitbringsel von Wallfahrtsorten, hergestellt wurden sie vor allem in einer Wachsbinderei in Regensburg", weiß der Pensionär. Zwei seiner Wachsstöcke verraten ihre Herkunft aus Altötting mit einer Nachbildung der schwarzen Madonna.
Schwaze Madonna
Wachstöcke ums Eck
Zurzeit hat Sepp das Ergebnis seiner mehr als 20-jährigen Sammeltätigkeit in der Hoanzn ausgestellt. In langen Reihen ausgebreitet, wiederholen die kunstvollen Wachsbilder in all ihrer Vielfalt häufig ähnliche Motive, meist religiöse: etwa das Herz Jesu, kenntlich an der Dornenkrone, das Herz Mariä im Rosenkranz, eine Madonna im blauweißen Gewand der Lourdes-Erscheinung, ein gemartertes Jesushaupt oder szenische Darstellungen im Nazarener Stil des späteren 19. Jahrhunderts.
Zwei Herzen
Kleiner Tisch
Gott mit uns
Aber auch der Formenvielfalt sind wenig Grenzen gesetzt: So hat Sepp Arnold mehrere Wachsstöcke in Form eines versiegelten Buches in seinem Besitz, manche sind Schatullen mit einem Christuskind in der Krippe oder einem Hinterglasbild darin. Neben religiösen Motiven, Hochzeitswidmungen und Wünschen zur Erstkommunion trug manches jüngere Wachsbild noch einen anderen Segen mit sich – zum Beispiel für den Ersten Weltkrieg: "Gott mit uns" steht auf einem Wachsstock mit EK1-Symbol zu lesen.

Sepp mit Wachsstöcke
Viele Stücke seiner Sammlung hat Sepp Arnold von Bekannten erhalten, zum Teil für freundschaftliche Dienste. Wenn er auf dem Flohmarkt ein altes, seltenes Wachsstöckerl finde, kaufe er es sofort: "Manchmal hat man noch Glück."

Anton Vogel

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