Was das Kripperl erzählt
Kripperl 2004
Kripperl 2004
Was in vielen Schäftlarner Häusern schon lange fehlt, hat bei der Hoanzn noch Tradition: Die Weihnachtskrippe. Alle Jahre wieder baut Sepp Arnold das landschaftlich gestaltete Ensemble mit Stall, Tier- und Menschenfiguren in seinem Hausflur auf – und nicht nur dies: Er verändert die Szenerie bis zu vier Mal im Lauf des liturgischen Kalenders.
Stall von Nazareth gesamtansicht
Die Umgestaltung beginne mit der Krippenlegung, manchmal auch mit der Darstellung der Herbergssuche, erklärt der Pensionär: „Erst an Heiligabend lege ich das Kind in die Krippe und stelle Maria und Josef dazu." Zu Dreikönig, am 6. Januar also, erhalte die Heilige Familie Gesellschaft von den Gesandten aus dem Morgenland mit ihrem Tross von Dienern, Pferden und Kamelen. Dem Besuch der drei Könige folgt die Flucht nach Ägypten. 14 Tage später verwandelt sich der Stall in das „Haus Nazareth" mit der Zimmererwerkstatt, wo Jesus seine Kindheit und frühe Jugend verbracht hat.
Heilig Drei König bei´m Jesus Kind
Auch nach der festlichsten Zeit des Jahres gerät die Krippe niemals in Vergessenheit, denn auf seinen Wald- und Bergwanderungen sucht Sepp Arnold immer wieder nach Steinen, Baumflechten und anderen Dekorationsstücken. So verwundert es nicht, dass die Landschaft rund um den Stall – abgesehen von zwei aus dem Heiligen Land mitgebrachten Trockenbüscheln – mehr oberbayrisch als orientalisch wirkt.
Heilig Drei König mit Begleiter
Auch der Bretterstall dürfte die Geburtsszene nicht historisch korrekt wiedergeben, meint Sepp, denn wie er von einer Reise nach Israel wisse, sind die Tiere in den zahlreichen Höhlen um Jerusalem und Bethlehem untergebracht worden. „Aber die Botschaft der Erlösung ist in allen christlichen Ländern gleich und kann in den örtlichen Traditionen genauso feierlich ausgedrückt werden."
Zwar habe das Ensemble seine eigene Hauskrippe abgelöst, die inzwischen in Verwandtschaftsbesitz sei, doch ein stattliches Alter habe sie trotzdem vorzuweisen: gut 100 Jahre. Ihre Entstehungsgeschichte kann Sepp Arnold nicht mehr zurückverfolgen, deren Spuren verlaufen sich bei einer Holledauer Bauernfamilie. Von dieser sei die Krippe über einen Onkel, der in Arget den Beruf eines Pfarrers ausübte, schließlich in Sepp Arnolds Besitz übergegangen. Auf das ehrwürdige Alter verweise indes die Bauart der Figuren von Maria und Josef, dem Engel Gabriel, den Hirten und den Königen, die unter ihren Gewändern aus einem Holzgerippe bestehen und aus Wachs modellierte Köpfe, Hände und Füße haben. Heute würden die meisten Krippenfiguren von eher kommerziell ausgerichteten Schnitzern aus einem Stück Holz gefertigt.

Anton Vogel

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